Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: «Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.» Thomas sagte zu ihm: «Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?» Jesus sagte zu ihm: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich.»
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren“
Das dürfen wir zu Allerseelen zuerst hören für unsere Toten, wie auch immer sie gestorben sind. Euer Herz sei ohne Angst, die Toten sind geborgen bei Gott. Und da gibt es viele Wohnungen. Wir sind nicht alle gleich. Wir sterben auch nicht alle gleich. Aber die vielen Wohnungen gehören zu einem Haus, zu seinem Haus. Es steht uns nicht zu, über unsere Verstorbenen zu richten. Jesus ist selbst nicht gekommen zu richten, sondern zu retten (vgl. Joh 3,17).
Unsere Welt ist schrecklich ungerecht. Den einen ist ein langes, erfülltes Leben geschenkt; andere haben kaum eine Chance zum Leben. Die einen sind die Sieger nach den Massstäben unserer Welt. Die anderen sind die Verlierer. Soll das alles sein? Dann wäre unsere Welt ein absurdes Theater. Aber Gott will alle retten. Wie das geschieht, entzieht sich unserer Einsicht.
Leben ohne Angst angesichts der Toten
Das ist eine Frage an unseren Glauben, an unser Vertrauen auf Gott, nicht am Tod vorbei, sondern in das Dunkel des Todes hinein und hindurch.
Schauen wir auf Jesus, der sich ohne Angst der Realität einer gewalttätigen Welt stellte, in dessen Nähe Menschen wieder auflebten und neuen Zugang zum Leben fanden, auch Zugang zu Gott. Sollte das nur ein vorübergehendes Aufflackern einer schönen Illusion sein? Oder nicht vielmehr Vorgeschmack der Fülle des Lebens, die er allen schenken will? Sein Wort, dass er Weg, Wahrheit und Leben sei, ist alles andere als ein harmloses Wort einer kleinbürgerlichen Idylle. Es weist uns hinein mitten in unsere zerrissene Welt, auch in die Welt der unsinnigen Tode. Es weist uns hinein in eine Hoffnung, die keine Grenzen kennt.
Das Wort Jesu: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren“ gilt auch uns selbst im Blick auf unsere Trauer um die Toten, die uns nahestanden, im Blick auf den Tod in unserer Welt. Deswegen gilt dieses Wort auch im Blick auf unser eigenes Sterben. Unsere Hoffnung für unsere Toten ist auch Hoffnung für uns selbst, eine Hoffnung, die uns seinen Weg zur Wahrheit über unsere Welt, über unser Leben und Sterben erkennen und gehen lässt, damit wir auch das Leben in ihm finden.
Nur wenn ich, wenn wir, wenn die vielen Menschen guten Willens ohne Angst die Realität unserer Welt mit ihrem unsinnigen Sterben ohne Beschönigung anschauen, können wir als Einzelne, aber auch mit anderen zusammen etwas mehr an Gerechtigkeit und Frieden ermöglichen. Dann können wir mithelfen, dass Menschen heute mehr Zugang zu einem menschenwürdigen Leben finden, dass es weniger Verlierer gibt, dass etwas von dem erhofften Reich Gottes schon jetzt zum Vorschein kommt und uns in der Hoffnung für unsere Toten und für uns selbst stärkt. Euer Herz sei ohne Angst! Wir können unser Leben wagen im Blick auf den, der Weg, Wahrheit und Leben ist. In diesem Vertrauen dürfen wir an Allerheiligen und an Allerseelen die Gräber unserer Verstorbenen besuchen.
Gottesdienste:
Allerheiligen, 14:00 Uhr, Festgottesdienst in der Pfarrkirche
mit Totengedenkfeier und anschliessender
Gräbersegnung.
Allerseelen, 09:30 Uhr in der Muttergotteskapelle im Hübeli.
Wir feiern diese Gottesdienste im Glauben an das Leben unserer Verstorbenen und in Dankbarkeit für alles, was wir mit ihnen teilen durften.
Hubert Schumacher, Diakon